„100 kg Abrieb pro Jahr“: So viele Partikel verteilt eine große Windkraftanlage an die Umgebung

„100 kg Abrieb pro Jahr“: So viele Partikel verteilt eine große Windkraftanlage an die Umgebung- 2

Er hat sich seit mehreren Jahren intensiv damit beschäftigt, was Windkraftanlagen an die Umwelt abgeben. Thomas Mock schildert im Interview, was da alles abfällt und inwiefern die Partikel auch die Gesundheit der Menschen gefährden können.

Quelle: Maurice Forgeng, Epoch Times, 04. Januar 2025

Wo gehobelt wird, da fallen Späne; wo Reibung ist, entsteht Abrieb. Das gilt auch bei der Stromproduktion einer Windkraftanlage. Die Anlage nutzt sich im Laufe der Zeit ab, indem etwa der Wind Partikel in der Luft gegen die Rotorblätter schleudert.

Bei Geschwindigkeiten von bis zu 400 km/h, die die Spitzen dieser Flügel erreichen können, können selbst Wassertropfen in der Luft wie Sandpapier wirken. Doch was genau löst sich da bei der Reibung von der Anlage und wie viel? Was bedeutet das für die Umwelt – und für den Menschen?

Thomas Mock, Syndikus [Anm. d. Red.: Rechtsanwalt] und ehemaliger politischer Leiter in einem Industrieunternehmen, hat sich seit mehreren Jahren intensiv mit dieser Thematik befasst. Der Epoch Times steht er Rede und Antwort.

Herr Mock, wie sind Sie darauf gekommen, sich mit dem Abrieb von Windkraftanlagen zu beschäftigen?

Ich bin mit einem alten Resthof meiner Familie in der Schnee-Eifel vor fast dreißig Jahren selbst ungewollt zum Windkraftbetroffenen geworden. Im hinter unserer Weide beginnenden Schutzgebiet und in einem nahen ehemals moorigen Vulkanmaar sollten 18 Anlagen errichtet werden. Und das bis circa 400 Meter heran an die örtliche Wohnbebauung.

Einer örtlichen Bürgerinitiative habe ich auf ihren Wunsch hin geholfen, das zu verhindern. Realisiert wurden schließlich neun Anlagen mit mindestens 1.000 Meter Abstand zur Wohnbebauung, davon vier Anlagen mitten im Maar, fünf am oberen Maarrand. Der Maargrund ist eine Allmende, sprich Gemeindeflur, und der Bürgermeister stimmte der Planung nur zu, wenn auch vier Anlagen auf der Allmende errichtet würden, weil er dann die Pachteinnahmen für die Gemeinde sichern konnte. Außerdem war der damalige Kreis Daun der ärmste des Landes Rheinland-Pfalz. Es ging also primär ums Geld.

Bis zum Schluss haben wir uns gegen die Anlagen im Maar gewehrt, weil es ein Naturdenkmal ist. Doch der Kreis genehmigte die neun Anlagen. Vor wenigen Jahren wurden andere Maare und das betroffene Maar vor unserer Haustür in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Das bestätigte – wenn auch spät – unsere damalige Sicht und unser Engagement eindrücklich. Ein „Repowern“ [Austausch einer älteren Windkraftanlage durch eine moderne] innerhalb des Maars dürfte damit ausgeschlossen sein.

Seit meiner Pensionierung in der Industrie vor vier Jahren habe ich nun mehr Zeit für Grundlagenarbeit und Gerichtsverfahren in Sachen Windkraft. Seitdem beschäftige ich mich auch mit dem Oberflächenabrieb von Rotoren.

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Thomas Mock hat sich eingehend mit dem Abrieb von Windkraftanlagen beschäftigt. Foto: Thomas Mock

Eine Windkraftanlage ist ständig Wind und Wetter ausgesetzt. Die Kräfte der Natur bescheren der Anlage neben einem Stromertrag auch einen gewissen Abrieb. Sind die heutigen Anlagen stärkerem Abrieb ausgesetzt als frühere Anlagen?

In Höhen von bis zu 300 Metern sind alle Anlagenteile betroffen, insbesondere die Carbonoberflächen, also die Oberflächen der Rotoren wie auch die Carbonoberfläche des Maschinenhauses.

Die Schwere der Betroffenheit ist aber unterschiedlich. Am stärksten betroffen sind die äußeren Hälften der Rotorblätter, weil diese mit bis zu 400 km/h durch die Luft schneiden und einer extremen Dauerbelastung ausgesetzt werden. Folglich sind sie am ehesten einem Abrieb ausgesetzt. Das haben die Hersteller zu spät entdeckt. Dem versucht man nun mit härterem Oberflächenschutz zu begegnen. Aber der Abrieb kann so bestenfalls gemindert werden.

Alle Zahlen bisheriger vor allem niedrigerer Anlagen als solche von heute mit inzwischen 200 bis 300 Meter Höhe sind insoweit weder interessant noch aussagekräftig. Aber bei den heutigen großen Anlagen, die auch Rotordurchmesser von bis zu 180 Meter besitzen, wird es spannend. Entsprechend dem dort oben aggressiveren Wetter ist der Abrieb bei großflächig ausgesetzten Flächen und insbesondere der windzugewandten Seite von Rotor und Rotorblättern betriebsbedingt und nimmt wegen der widrigeren Bedingungen überproportional zu.

Die damit verbundenen Kosten müssen dazu in einem wirtschaftlichen Verhältnis stehen. Denn Rotorblätter sind Massenware, die je nach Belastung regelmäßig repariert oder ausgetauscht werden. Wird der Reparaturaufwand zu groß, werden neue Rotorblätter bestellt.

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